Star Trek Beyond – Michael Giacchino

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Musik komponiert und produziert von
Michael Giacchino
Dirigiert von
Tim Simonec
Orchestriert von
Tim Simonec & Jeff Kryka
Original „Star Trek“-Thema komponiert von
Alexander Courage & Gene Roddenberry

Der Konzertsaal. Unendliche Klänge. Dies sind die Abenteuer von Michael Giacchino, einem der begabtesten und beliebtesten Komponisten unserer Zeit. TV-Legende („Lost“), spiritueller Erbe von John Williams („Jupiter Ascending“, „Jurassic World“), Oscar-Preisträger („Up“) und vor allem Stammkomponist von J. J. Abrams. Sehr erfolgreich vertonte er die beiden ersten Teile des „Star Trek“-Reboots unter dessen Leitung und da war eine Rückkehr zum Franchise trotz Regie-Wechsels mehr als wahrscheinlich. Bleibt nur die Frage: Kann der Amerikaner an die Qualität seiner vorherigen Arbeiten anknüpfen? Die Antwort lautet: Ja. Und wie!

Das beliebte neue Motiv für die U.S.S. Enterprise selbst kehrt selbstverständlich zurück, wohingegen dieses in den Vorgängern aber kaum eine Entwicklung durchmachte und einfach an den passenden Stellen relativ unverändert ertönte, wird es in diesem Score von Giacchino sehr clever dekonstruiert. Er lässt in vielen Titeln Fragmente von verschiedenen Elementen der Melodie auftauchen, um all diesen Teilen neue Facetten abzugewinnen. Das Album beginnt mit einem langsamen Statement mit Hörnern, Streichern und Chor (mit kurzem Anklang des Original-TV-Themas). Auch die folgenden beiden Titel bieten eine langsame Variation des Main Themes, bei welchen unter anderem auch Klavier und Klarinette zum Einsatz kommen. Eine tragische Version (nahezu ein Requiem) bekommt man in „Hitting the Saucer a Little Hard“ zu hören, die einzelne Hornstimme am Schluss ist ein besonders schöner Touch. Der Beginn und Aufbau des Motivs wird zum Beispiel in „Franklin, My Dear“ und „A Lesson in Vulcan Mineralogy“ geboten, der 6-notige Fanfaren-Part als Action-Thema für Kirk in „Motorcycles of Relief“ und in „Crash Decisions“ bei 2:40 endlich wieder das ganze Thema in voller Pracht. Auch in „Par-tay for the Course“ und „Star Trek Main Theme“ kommt es ausladend vor, im letztgenannten Titel als kleine Suite mit abermaliger Anspielung des Original-Motivs.

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Aber auch neue Themen halten Einzug. Die gewaltige Weltraum-Stadt Yorktown bekommt ihre eigene Melodie in „Night on the Yorktown“ und „Par-tay for the Course“ spendiert, in Titel 3 ab Minute 1:00, ein sehr märchenhaftes Motiv, erhaben, mächtig und ausschweifend, mit viel Chor und Streichern sowie Hörnern, mit dem Hauptthema halbwegs verwandt und doch etwas eigenes. Titel 17 variiert dies mit sanften Streichern und Klavier. Das Material für Bösewicht Krall ist nicht sehr klar definiert, auf jeden Fall sind ihm die besonders aggressiven Klänge gewidmet, die oft in den Action-Tracks erklingen, etwa in Titel 6 und 14. Auch die kämpferische Jaylah hat ihren kleinen musikalischen Anteil, zum Beispiel in „Jaylah Damage“ mit wilden, ratternden Trommeln, später mit leisen Percussion und einer interessanten Cello-Stimme.

Dem geübten Hörer wird bald auffallen, dass sich das Cello-Motiv für Spock und den Planeten Vulkan, welches prominent in den ersten beiden Scores vorkam, fast vollständig aus diesem Album verabschiedet hat. Dafür bekommt der „spitzohrige Mistkerl“ (McCoy O-Ton) ein gänzlich neues Thema spendiert, welches sogar eine Entwicklung zum Action-Stück erfährt. Es wird in Titel 10 bei 3:42 mit Holzbläsern vorgestellt, kurz in „Mocking Jaylah“ wiederholt und schließlich in „Crash Decisions“ ab 0:38 kraftvoll und laut mehrmals mit vollem Orchester vorgetragen.

Wie bei Giacchino üblich, ist die Aufnahme der Instrumente und Stimmen glasklar ausgefallen, die Orchestrierung ist detailliert und geht sehr tief, seien es die ägyptisch anmutenden Fanfaren in „Mocking Jaylah“ oder die ominösen Bässe in „Krall-y Krall-y Oxen Free“. Sogar für echte Bedrohung und Horror ist Platz, wenn am Ende von „The Dance of the Nebula“ bei 1:21 acht sich stetig wiederholende, leicht dissonante Töne erklingen. Auch das Ende von „Night on the Yorktown“ ist ausgesprochen unheimlich ausgefallen, hier sind es 4 Hornklänge, die diesen Effekt erzielen. Die Action ist bombastisch und entsprechend laut und die Titel wechseln oft mittendrin von melancholisch und behutsam zu stürmisch und donnernd.

Fazit:

„Star Trek Beyond“ ist musikalisch weder ein besonders nennenswerter Schritt nach vorne oder zurück, sondern es ist alles beim Alten geblieben. Michael Giacchino macht sich ein weiteres Mal unverzichtbar, wenn es darum geht, für moderne Science-Fiction-Filme angenehm altmodische Scores zu kreieren, besonders in einer Zeit, in welcher man, was dieses Genre angeht, sonst fast nur elektronisches Gedröhne geboten bekommt. Thematisch reichhaltig durchdrungen und mit memorablen Melodien ausgestattet ist dieser Score eine sehr spaßige Angelegenheit, welche sämtliche Fans zufrieden stellen sollte. 4/5 Punkte verdient das Album auf jeden Fall. Möge dieser Soundtrack die Wartezeit zu Giacchinos Eintritt ins Marvel-Universum, „Doctor Strange“, verkürzen, denn das verspricht, ein mindestens ebenso kreativer Score zu werden.

Trackliste mit Längenangabe und Anspieltipps:

  1. Logo and Prosper – 1:47

  2. Thank Your Lucky Star Date – 2:15

  3. Night on the Yorktown – 5:36

  4. The Dance of the Nebula – 2:22

  5. A Swarm Reception – 2:30

  6. Hitting the Saucer a Little Hard – 6:10

  7. Jaylah Damage – 2:50

  8. In Artifacts as in Life – 1:51

  9. Franklin, My Dear – 2:50

  10. A Lesson in Vulcan Mineralogy – 5:17

  11. MotorCycles of Relief – 3:17

  12. Mocking Jaylah – 3:26

  13. Crash Decisions – 3:16

  14. Krall-y Krall-y Oxen Free – 4:23

  15. Shutdown Happens – 4:35

  16. Cater-Krall in Zero G – 2:17

  17. Par-tay for the Course – 2:46

  18. Star Trek Main Theme – 3:45


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