Prey – Sarah Schachner

PreyMusik komponiert & Produziert von
Sarah Schachner
Orchestriert & Dirigiert von

Tim Davies
Ergänzende Musik von

Jason Graves
Taos Pueblo-Gesang komponiert & Gesungen von

Robert Mirabal
Original-„Predator“-Thema komponiert von

Alan Silvestri
Solist*innen:

Sarah Schachner (Streicher), Robert Mirabal (Taos Pueblo-Flöten & Percussion), Pedro Eustache & Ashley Jarmack (Holzbläser), M.B. Gordy, Jason Graves & Bryan Mantia (Percussion), Donald Foster, Juan Gallegos & Jonathan Sacdalan (Klarinetten) & Anthony Parnther (Fagott)

Wäre „Prey“ ein „Sneak“-Release gewesen, er hätte sicher eingeschlagen wie eine Bombe: hätte man Dan Trachtenbergs Film ohne jeden Kommentar einfach so ohne großes Marketing auf Hulu und Disney+ veröffentlicht, so hätte sich den Zuschauer*innen erst nach und nach erschlossen, dass dieser Film dem „Predator“-Franchise angehört. Aber es war schon lange im Vorfeld bekannt, worum es gehen würde, und entsprechend wurde ein Überraschungsmoment verspielt. Dennoch ist „Prey“ sehr sehenswert, folgt seiner simplen, aber interessanten Formel effektiv und bietet neben einer wunderbaren Lead-Performance von Amber Midthunder einige intensive Action-Sequenzen, beeindruckende Landschaftsaufnahmen und vor allem sehr viel Blut auf. Viele sehen „Prey“ bereits als zweitstärksten Film der Reihe, und ich würde mich diesen Stimmen durchaus anschließen.

Ich hatte damit gerechnet, dass Regisseur Dan Trachtenberg wieder Bear McCreary ins Boot holen würde, mit welchem er schon bei „10 Cloverfield Lane“ zusammengearbeitet hatte, aber stattdessen bekam Sarah Schachner den Zuschlag. Die Komponistin sollte der Score-Community schon lange ein Begriff sein: sie begann ihre Karriere, indem sie ergänzende Musik für Brian Tyler beisteuerte („John Dies at the End“, „Iron Man 3“) und ist schon lange erfolgreich im Videospielbereich unterwegs, wobei zum Beispiel die Soundtracks zu „Anthem“, „Call of Duty: Modern Warfare“ und „Assassin’s Creed: Origins“ aus ihrer Feder stammen. Ihr Score für „Assassin’s Creed: Valhalla“ war es tatsächlich, welcher Trachtenberg auf sie aufmerksam machte, als er das Game während der Vorproduktionsphase spielte, und darauf basierend heuerte er sie für „Prey“ an. Das Ergebnis ist ein sehr harscher, aber stets wirkungsvoller Score mit einigen melodischeren Parts.

Prey 1

Schachners Musik ist rau, ursprünglich und teilweise verwurzelt in den authentischen Klängen von Handlungszeit- und Ort. Bemerkenswert ist dabei, wie fremdartig die Musik oft klingt und wie verschiedene Instrumente verwendet werden. Es kommen unter anderem Klarinetten und ein Fagott zum Einsatz, aber diese sind kaum als solche zu erkennen. Tatsächlich ist ein signifikanter Score-Anteil von „Prey“ nicht wirklich angenehm zu hören, dabei aber immer interessant. „Predator Instinct“, der erste Track, ist dafür ein gutes Beispiel, wo kratzige, tiefe Streicher in teilweise schnellem Rhythmus gemeinsam mit Holzbläsern und Trommeln lauernd und aggressiv zugleich klingen. Dabei wird sogar versteckt Alan Silvestris „Predator“-Thema zitiert, allerdings nur grob. Das Material für den Predator wird von Staccato-Cello und weiteren Streichern dominiert (die Solo-Streicher wurden hierbei von Schachner selbst gespielt) und kehrt in „The Onslaught“ mit voller Kraft in den Score zurück.

Dazwischen werden aber erst einmal Hauptfigur Naru und ihr Thema vorgestellt, welches zunächst fragmentiert in „Naru and Surii“ auftaucht, sich dann in „Beyond the Great Plains“ weiterentwickelt und schließlich in „Naru’s Way“ voll entfaltet. Kaskadenartige und gezupfte Streicher tragen ein Thema voller Freiheit und Sehnsucht vor und in der Musik liegt auch der Drang, sich zu beweisen: ein definitives Highlight von Score und Film gleichermaßen. In „Five Senses“ vermischen sich klackernd-pochende Trommeln mit den gefahrvollen Predator-Streicherklängen (wobei die Percussion teilweise wie das Klicken und Fauchen des außerirdischen Jägers klingen), dazu hören wir hallende Flöten und leise Rufe. In „Communion“ kommen feierlicher Gesang mit sphärischen Flöten und Streichern zum Einsatz.

Prey 3

Die Action wird erstmals in „Thrill of the Chase“ vorgestellt und setzt sich in der zweiten Hälfte von „The Night Has Ears“, Teilen von „Five Senses“ und „Flesh and Bone“ fort, zumeist getragen von flotten, nahezu pulsierenden und kratzenden Streicher-Ostinati, schrillen und urigen Holzbläsern sowie rasselnden und klackernden Percussion. Mir gefällt dieser Stil ungemein und gerade in Kombination mit den Bildern kommt hier eine spannungsgeladene Atmosphäre auf. „Orange Totsiyaa“ vermischt hallende Holzbläser mit weiblichem, wortlosem Gesang und „Moon Wanderer“ lässt Narus Thema zurückkehren, bevor es im bereits erwähnten „The Onslaught“ abermals in die Vollen geht und das Predator-Material gemeinsam mit eiliger, von Trommeln getriebener Action variiert.

Nach unterschwelliger Bedrohung und Horror-artigen Klängen in „Trapped“ und „Foolish Foray“ hören wir in „The Cruel Delight“ eine grimmige, aber auch irgendwie draufgängerische und spaßige Streichermelodie, welche gemeinsam mit Percussion ordentlich schnarrt und kratzt. „Horseback Ambush“ lässt die Predator-Klänge offensichtlicher zurückkehren, wobei es in gewohnter Manier schnell und aggressiv zugeht und die Streicher und Trommeln an einige Werke Olivier Derivieres erinnern. Nach dem spannungsgeladenen und lauernden „Human Bait“ kommt es in „Brave Girl“ zum großen Showdown, wobei die Predator-Stinger und Narus Material miteinander kämpfen, bis das Thema der tapferen Jägerin schließlich mit wundervollem Effekt heroisch variiert wird. Dieses erklingt dann auch in „Seeing with New Eyes“, nun sanfter und nahezu erlöst, bevor die Main Credits mit „The Hunter“ beginnen und Jäger und Jägerin in einem Stück für heldenhafte Holzbläser sowie aggressive, kratzende Streicher und Trommeln musikalisch vereinen. Ein grandioser Ausklang für Film und Album.

Prey 4

Fazit:

„Prey“ ist ein sehr unterhaltsamer Film mit einem beeindruckenden Score. Was Sarah Schachner mit ihrem Team hier kreiert hat, ist wahrhaftig effektiv und passend und treibt den geneigten Hörer*innen des Öfteren durchaus den Puls in die Höhe. Die düsteren, oft kratzenden Celli und die flott klackernden Trommeln mit teilweise schrillen Holzbläser-Sounds werden garantiert nicht jeder Person zusagen, ich jedoch befinde diese Klänge nicht nur für sehr angemessen für diese Art von Film, sondern mag tatsächlich auch die Musik an sich – eine ganze Menge Gedanken und Mühe stecken in diesem Werk. Mit 4/5 Punkten empfehle ich das Album jedenfalls den geneigten Fans und hoffe, dass wir gerade im Filmbereich noch viel mehr von Sarah Schachner hören werden – eine derart talentierte Komponistin verdient noch zahlreiche weitere Projekte.

Trackliste mit Längenangabe und Anspieltipps:

  1. Predator Instinct – 3:02
  2. Thrill of the Chase – 0:55
  3. Naru and Surii – 0:58
  4. Beyond the Great Plains – 1:37
  5. Five Senses – 2:28
  6. The Night Has Ears – 2:31
  7. Communion – 1:19
  8. Naru’s Way – 3:13
  9. Flesh and Bone – 3:10
  10. Orange Totsiyaa – 0:52
  11. Moon Wanderer – 0:55
  12. The Onslaught – 2:13
  13. Trapped – 3:13
  14. Foolish Foray – 2:43
  15. The Cruel Delight – 2:06
  16. Horseback Ambush – 2:30
  17. Human Bait – 3:31
  18. Brave Girl – 5:03
  19. Seeing with New Eyes – 1:50
  20. The Hunter – 1:19

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