Klassiker: Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas – Danny Elfman

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Musik und Songs komponiert von
Danny Elfman
Dirigiert von
Chris Boardman & J.A.C. Redford
Orchestriert von
Steve Bartek, Mark McKenzie
& Mark Mann

Achtung: Spoiler!

Das von Tim Burton produzierte Stop-Motion-Grusical basiert auf einem kleinen Gedicht, welches Burton lange vorher schrieb. Inspiriert wurde er von dem Anblick eines Schausfensters, in welchem die Halloween-Dekoration nahtlos durch die Weihnachts-Dekoration ersetzt wurde und für einen Moment hingen gleichzeitig Halloween- und Weihnachts-Schmuck zusammen in einem Schaufenster. In dieser Zeit, wo dieses Thema aktueller denn je zu sein scheint und man sogar heute immer noch Oster-Schokolade in den Läden finden kann, ist es mehr als angemessen, über diesen Film zu sprechen und vor allem über dessen Musik.

Mehr noch als Tim Burtons Film ist „The Nightmare Before Christmas“ eigentlich Danny Elfmans Film. Nach vielen Jahren reinem Scoreschreibens konnte er endlich wieder Songs komponieren und sogar singen! Elfman höchstselbst ist die Singstimme des Protagonisten Jack Skellington und mehrerer anderer Nebenfiguren (dazu gehören der Clown mit dem Abreiß-Gesicht und Barrel, ein Mitglied der Boogie-Bande). Unter Fans zählen Film und Musik zu den Highlights des Teams Burton/Elfman und das aus gutem Grund: Der Soundtrack zu „The Nightmare Before Christmas“ zeichnet sich durch memorable Melodien, cleveres Songwriting und detaillierte Orchestrierung aus.

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Die das Album eröffende „Overture“ stellt gleich 4 Melodien vor, welche später die Grundlage verschiedener Songs bilden werden: Es beginnt mit dem jubilierenden „What´s This?“, ab 0:39 wird die Melodie durch das düstere „Making Christmas“ abgelöst, ab 1:10 kommt die Melodie für „Jack´s Obsession“ und direkt danach, bei 1:22, schließt der Track mit einer instrumentalen Variation von „Jack´s Lament“.

Nun möchte ich, bevor es zum Score an sich geht, jeden einzelnen Song nacheinander besprechen, da diese noch vor dem eigentlichen Score fertiggestellt wurden und ohne diese es schwer sein wird, auf die eigentlichen Melodien einzugehen.

Der erste Song ist „This Is Halloween“ und zudem einer der besten: Die Bewohner von Halloween-Town stellen singend ihre Heimat und deren Bewohner vor: Monster, Hexen, Skelette und andere Gruselgestalten singen eine makabre Hymne, fast jede zweite Zeile wird von einer anderen Stimme, einem anderen Wesen gesungen. Die Musik, ihre Elfman-typische Orchestrierung und der Text wirken dabei gleichzeitig bedrohlich und verspielt, besonders wenn man weiß, welche Kreatur genau welche Zeile singt. Am lustigsten ist die Stelle bei 1:00, wenn man bedenkt, dass die extrem hohen Stimmen von Vampiren kommen! Alles in allem eine tolle Eröffnungs-Nummer, die schnell ins Ohr geht und einen das nächste Halloween dringlichst herbeisehnen lässt.

Der direkt darauffolgende „Jack´s Lament“ ist da ganz anders, immer noch leicht verspielt, was die Instrumente angeht, aber schwermütig und traurig in der Melodie. Der Kürbis-König Jack Skellington singt davon, wie sehr es ihn anödet, jedes Jahr dasselbe zu tun und seiner Sehnsucht nach mehr. Danny Elfman trifft die Stimmung mit seinem Gesang perfekt und der Knochenmann tut einem sofort leid. Ein schöner, berührender Song.

„What´s This?“ ist die ganz große Nummer des Soundtracks: Jack wird ins Weihnachts-Land katapultiert und kann sich kaum satt sehen an all den bunten Farben, der Fröhlichkeit der Wichtel und all den Lichtern und Wundern. Die Musik ist nicht bloß weihnachtlich-feierlich, nein, sie explodiert vor lauter Jubel und Glück! Genau wie Jack scheinen die Instrumente diesen Ort kaum fassen zu können und gehen gänzlich in Staunen und regelrechten Hurra-Rufen auf. Ebenso Elfman, dessen Gesang überschlägt sich geradezu, man hat wirklich das Gefühl, er hätte eine neue Welt betreten und würde begeistert davon erzählen. Nicht nur das fröhlichste, sondern auch das Ohrwurm-verdächtigste Lied des Albums, das man nicht oft genug hören kann.

Darauf folgt „Town Meeting Song“, in welchem Jack, nun zurückgekehrt in seine Heimat, versucht, seinen Monster-Freunden das Weihnachtsfest anhand mitgebrachter Dekorationen und Geschenke zu erklären. Ganz klar der witzigste Song, da keiner der Halloween-Bewohner Weihnachten versteht und jedes gezeigte Objekt sofort mit etwas gruseligem und ekligem in Verbindung bringt. Letztendlich gibt Jack auf und seinem Publikum das, was es will, indem er den Weihnachtsmann selbst als eine grauenhafte Schreckgestalt beschreibt: „And they call him Sandy Claws!“ Herrlich böse und flott, clever gedichtet und vielfältig gesungen, kann auch dieses Lied überzeugen.

„Jack´s Obsession“ beschäftigt sich mit Jack´s Dilemma, da er einfach nicht weiß, wie er das Weihnachtsfest und alles, was damit zu tun hat, logisch erklären soll. „What does it mean?“ Letztendlich kommt er zu dem Schluss, dass es so schwierig nicht sein kann und dass er es selbst einmal versuchen sollte. Dies ist einer der weniger memorablen Songs, zwar nach wie vor gut gedichtet und gesungen, aber letztendlich ohne viel inhaltlichen Wert.

„Kidnap The Sandy Claws“, gesungen von einem gemeinen kleinen Strolche-Trio, das von Jack angeheuert wurde, den echten Weihnachtsmann zu entführen, ist sicher der fieseste Song: Die „Boogie-Bande“, wie sich die drei nennen, tüftelt Pläne aus, wie man den Auftrag am besten ausführen könnte und allein die bildliche Vorstellung der meisten von ihnen ist furchterregend. Die Tatsache, dass die Musik hier wie schon in „This is Halloween“ gleichzeitig bedrohlich und doch sehr verspielt ist und mit so kindlichen, kichernden Stimmen gesungen wird, macht das ganze noch viel makabrer. Zum Glück entscheiden sie sich (vorerst) für den unblutigsten Plan, beabsichtigen aber, den Gefangenen dem berüchtigten „Oogie Boogie“ zum Fraß vorzuwerfen.

Auch der darauf folgende „Making Christmas“ ist ziemlich fies: Die Bewohner von Halloween-Town bereiten ihre eigene Bescherung vor und stellen Albtraumhafte Geschenke her, während Jack sich freut, wie gut alles läuft. Sobald Jack zum ersten Mal in der Nummer singt, bei 1:17, ist es eine Variation der Melodie von „Jack´s Lament“, diesmal allerdings triumphal. Dieses Lied zeichnet sich weniger durch den bösen Gesang und die gemeinen Reime aus, sondern eher durch die längere rein instrumentale Passage, welche von 2:13 bis 3:20 geht und der es spielerisch gelingt, flüssig zwischen der eigentlichen Bescherungs-Vorbereitung im Weihnachts-Land und derjenigen der Monster hin- und herzuwechseln, wobei man stets genau an den Instrumenten erkennen kann, wo man sich gerade befindet. Eher ein „Filler“-Song, der aber auch seine Momente hat.

„Oogie Boogie´s Song“ kommt als Old-School-Jazz daher, Ken Page als diabolischer Oogie Boogie hat den Weihnachtsmann in seiner Gewalt und singt darüber, was er ihm alles antun könnte. Die Stimme hat viel Energie, der Bösewicht liebt es, böse zu sein, das Klavier und die Holzbläser passen wunderbar und insgesamt ist es ein ziemlich fetziger, aber doch auch sehr gemeiner Song, den man nicht unbedingt nachsingen möchte.

„Sally´s Song“, gesungen von Catherine O´Hara, ist der Klagelied des künstlichen Geschöpfes Sally, welches in Jack verliebt ist und diesem, gerade aufgebrochen als falscher Weihnachtsmann, nachweint, da sie weiß, dass die ganze Sache nicht gut ausgehen kann. Die Melodie ist angemessen traurig und die Stimme selbst auch nicht schlecht, aber an sich ist die ganze Nummer ein bisschen langweilig.

Der nächste Song ist „Poor Jack“, wird wieder von Jack vorgetragen, der, mit seinem Schlitten von den über seine Terror-Geschenke erzürnten Menschen vom Himmel geschossen, die ganze Sache bedauert. Der Song fängt traurig an, wird dann trotzig und schließlich fröhlich, da Jack froh darüber ist, überhaupt die Chance gehabt zu haben, mal etwas anderes zu tun. Jetzt fühlt er sich wohler denn je in seiner Haut als Herr des Spuks und freut sich schon wieder auf das nächste Halloween.

Nachdem das Weihnachtsfest doch noch gerettet wurde, kehrt Jack in „Finale“ in seine Heimat zurück, was als fröhliche Variation von „This Is Halloween“ beginnt, dann von „What´s This?“ abgelöst wird (diesmal gesungen von den Monstern), und am Ende in die Melodie von „Sally´s Song“ übergeht, diesmal als Duett. Eine schöne Schluss-Nummer.

Der Score selbst teilt die Stärken der Songs: Die Orchestrierung ist wahnsinnig detailliert, abwechslungsreich und kreativ, nutzt viele verschiedene Instrumente, die alle zu den jeweiligen Figuren und Orten passen. Besonders Holzbläser wie das Saxophon und die Flöte haben viele tolle Momente, ansonsten dominieren, wie von Elfman gewohnt, das Glockenspiel, reichhaltige Streicher, abwechslungsreiches Schlagwerk und viele verschiedene Blechbläser den Score. Das schon erwähnte „Opening“ stellt das musikalische Konzept gut vor, „Doctor Finklestein / In the Forest“ etabliert gleich am Anfang das Thema von Sally und geht dann über in das tükische Thema von dem Wissenschaftler, der sie erschuf und immer auf sie aufpasst.

Die zweite Hälfte untermalt, mit einem weiteren Anklingen des „What´s This?“-Themas, Jacks Entdeckung des Eingangs zum Weihnachtsland.

„Jack and Sally Montage“ ist ein eher ruhiges, aber abwechslungsreiches und sehr schmachtendes Stück, in welchem Jack versucht, das Weihnachtsfest wissenschaftlich zu erklären und Sally versucht, ihn aufzumuntern. Am Schluss wird es bedrohlich, als Sally eine Vision davon hat, wie schlimm alles werden wird.

„Nabbed“ beginnt mit der „Kidnap The Sandy Claws“-Musik, mündet in eine langsame Variation von „Jack´s Obsession“ und wird dann wieder fieser, als die Boogie-Bande den Weihnachtsmann zum Oogie Boogie bringt.

„Christmas Eve Montage“ ist mit Sicherheit das beste Instrumental-Stück und untermalt Jack´s Tour durch die Menschenwelt, in der er seine schrecklichen Geschenke abliefert, welche sofort damit beginnen, die Menschen zu terrorisieren. Mehrere Melodien wechseln sich ab, mal ist es leise, mal lauter, mal triumphierend, mal bedrohlich, bis die Fanfaren militärisch aufdröhnen und Jack letztendlich abgeschossen wird, wobei er selbst jedoch keinen Schaden davonträgt.

„To The Rescue“ schließlich ist wieder sehr Jazz-geprägt, mit einer Straßen-Orgel gemischt. Nicht schlecht und auch temporeich, aber nicht der beste Titel. Klingt am ehesten nach „Batmans Rückkehr“.

„End Title“ und „Bonus Theme Montage“ rekapitulieren noch einmal alle Song-Melodien in rein instrumentaler Form. Perfekt und passend.

Außerdem gibt es noch am Anfang und am Ende des Albums („Opening“ und „Closing“) eine kleine Narration in Gedichtform, vorgetragen von Patrick Stewart, wobei sowohl die Einleitung als auch der Epilog eine schöne Stimmung verbreiten und den Hörer mit einem wohligen Gefühl im Bauch zurücklassen. So soll es sein.

Fazit: Eigentlich gibt es nicht mehr zu sagen: „The Nightmare Before Christmas“ ist ein toller Soundtrack! Die Melodien sind abwechslungsreich und einprägsam, die Orchestrierung hervorragend und der Gesang stets passend. Hier und da schleicht sich ein klein bisschen Leerlauf ein und ein paar der Songs sind nicht ganz so gut wie der Rest, doch das tut der Tatsache keinen Abbruch, dass Danny Elfman hier ein beeindruckendes Werk geschaffen hat, an dessen musikalische Reichhaltigkeit er danach nur noch selten herankam. Dafür gibt es 4,5/5 Punkte mit einem großen Festtags-Stempel der Empfehlung obendrauf. Elfman-Fans besitzen dieses Album schon längst, alle anderen sollten auf jeden Fall mal reinhören: „The Nightmare Before Christmas“ hat für jeden etwas. Genau wie der Film selbst.

Trackliste mit Längenangabe und Anspieltipps:

  1. Overture – 1:48

  2. Opening – 0:57

  3. This Is Halloween – 3:16

  4. Jack´s Lament – 3:14

  5. Doctor Finklestein / In The Forest – 2:36

  6. What´s This? – 3:05

  7. Town Meeting Song – 2:57

  8. Jack & Sally Montage – 5:17

  9. Jack´s Obsession – 2:46

  10. Kidnap The Sandy Claws – 3:03

  11. Making Christmas – 3:58

  12. Nabbed – 3:04

  13. Oogie Boogie´s Song – 3:17

  14. Sally´s Song – 1:48

  15. Christmas Eve Montage – 4:44

  16. Poor Jack – 2:31

  17. To The Rescue – 3:38

  18. Finale / Reprise – 2:44

  19. Closing – 1:26

  20. End Title – 1:13

  21. Bonus Theme Montage – 3:51

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2 Gedanken zu “Klassiker: Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas – Danny Elfman

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