Planet of Lana – Takeshi Furukawa

1024x1024-000000-80-0-0Musik komponiert & Produziert von
Takeshi Furukawa
Songs komponiert von

Takeshi Furukawa & Siobhan Wilson
Orchester dirigiert von

Peter Illényi
Orchestriert von

Saki Furuya
Solist*innen:

Siobhan Wilson (Gesang),
Endre Tekula (Horn),
Balazs Pecze (Trompete),
Ken Belcher (Gitarre, Dulcimer & Mandoline),
Takeshi Furukawa (Piano)
& Saika Ikeshiro (Harfe)

Wer schon immer mal einen Studio Ghibli-Film in Game-Form erleben wollte, ist mit „Planet of Lana“ gut beraten: der Puzzle-Plattformer vom schwedischen Entwickler Wishfully Studios hat sehr viel mit den Story-Elementen und der Atmosphäre gemein, welche die Hayao Miyazaki-Anime-Filme stets versprühen. Wir spielen als Lana, ein Mädchen, deren fiktiver Planet von feindseligen Alien-Maschinen erobert wird. Mit einem katzenähnlichen Geschöpf namens Mui macht sie sich auf die Suche nach ihrer Schwester Elo und deckt auf ihrer Reise einige Geheimnisse auf. Das Worldbuilding, die wundervolle Grafik und die verwendete Fantasy-Sprache verbinden sich zu einer ganz besonderen Erfahrung, deren Puzzle-Anteile vielleicht nicht die innovativsten sind, aber dennoch eine angemessene Herausforderung darstellen.

Zur Vervollständigung der Atmosphäre trägt jedoch ein gewisser Bestandteil des Games ganz besonders bei, und das ist natürlich der Score von Takeshi Furukawa. Japanisch-Amerikanischer Herkunft, begann er seine professionelle Karriere Mitte der 2000er, besonders als Orchestrator für Serien wie „Star Trek: Enterprise“, „Star Wars: The Clone Wars“ sowie verschiedene Filme und Games. Große Aufmerksamkeit erlangte er mit seinem Score für das Spiel „The Last Guardian“ von 2016, für welchen er mehrere Preise einheimste. Als ich hörte, dass es in diesem Fall einen neuen Game-Score von ihm gab, packte mich sofort die Neugier – und diese wurde belohnt!

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Vom Hungarian Studio Orchestra eingespielt, ist der Score größtenteils orchestral, mit einem großen Fokus auf bestimmten Solo-Instrumenten. Eines davon ist das Klavier, gespielt von Furukawa selbst, auf welchem er gleich im ersten Titel, „Progeny“, bereits das Hauptthema vorstellt, welches bedächtig, leicht geheimnisvoll und vor allem sehr melancholisch klingt. Tatsächlich kommt den ersten 5 Tönen innerhalb des Spiels eine besondere diegetische Bedeutung zu. Dabei erinnert der Ausklang des Themas ein wenig an Gareth Cokers „Ori and the Blind Forest“. In „Nightfall“ hören wir das Thema in einer ausschweifenden Orchesterversion, „Planetarium“ variiert dieses mit Solo-Trompete und tickenden Percussion und „Desert Chase“ präsentiert eine furiose Action-Version, episch und entschlossen.

Stilistisch merkt man, dass Furukawa sich bisweilen Thomas Newman als Vorbild genommen hat, denn gerade die Streicher-Arrangements lassen oft an vergleichbare Stellen aus Newmans Werken denken. Noch dazu sind die meisten anderen Themen des Scores in irgendeiner Form mit dem Hauptthema verwandt: „Tailo Village“ bietet eine fröhliche, flotte Melodie für Streicher, Dulcimer, Holzbläser und leichte Percussion auf, voller Frieden und Wärme, wobei aber auch die Melancholie nicht fehlt. „Elo & Lana“ klingt unschuldig und gefühlvoll, „Peculiar Encounter“ ist mit gezupften Streichern und Xylophon auf freche Heimlichkeit bedacht und „Meet Mui“ stellt ein neues, wunderschönes Thema für Klavier, Streicher, Holz- und Blechbläser vor, welches bereits im Hauptmenü zu hören ist und die nahezu allgegenwärtige Melancholie mit einem Gefühl von Neugier in sich vereint.

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„Cave Mural“ enthält erstmals Gesang, eine gehauchte Fantasy-Sprache, mit einem neuen Thema, sehr geheimnisvoll und leicht unsicher, aber auch mit einem Hoffnungsschimmer darin. In „Shipwreck“ verströmt eine einsame Trompete eine ganz besondere Stimmung, wir bekommen den Eindruck einer altehrwürdigen, gefallenen Zivilisation. Hier enthält die Musik am ehesten Americana-Elemente, was überraschend kommt, aber sehr gut passt. In „Entering the Desert“, „Rakuen“ und dem schon erwähnten Track „Desert Chase“ adaptieren die Streicher eine offensichtlich orientalisch angehauchte Melodik (so ganz ohne Klischees geht es wohl nicht), aber die Melodie ist sehr passend und schön und die Blechbläser sowie tiefen Holzbläser fügen eine angemessene Trostlosigkeit hinzu.

Apropos tiefe Holzbläser: die Roboter-Invasoren werden zumeist von tiefen Fagotten begleitet, sowie Streicher-Ostinati, Percussion-Rhythmen, Blechbläsern und elektronischen Wellen. „Invasion“ stellt diese Musik vor und die Klänge setzen sich in „Scout Bot“ fort. Die Tatsache, dass hier nicht allein auf elektronische Elemente gesetzt wird, um die Maschinen zu charakterisieren, ist ein wundervoller und durchaus ungewöhnlicher Touch: wir sehen die Roboter quasi durch Lanas Augen, welche ihre eigenen Schlüsse zieht, basierend darauf, was sie kennt. In „Mothership“ legt sich gehauchter Gesang über die Synth-Wellen, außerdem hören wir Klavier, gezupfte Streicher und abermals die einsame Trompete. Selbst an einem so gefährlichen Ort ist noch eine gewisse Schönheit und Magie zu finden.

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Und dann wären da noch die Tracks, in denen die schottische Sängerin Siobhan Wilson mit ihrer einzigartigen Stimme in den Vordergrund tritt. „Horizons“ untermalt dabei einen besonders schönen Moment: keine Gegner, keine Rätsel, einfach ein Mädchen und ihr tierischer Begleiter, welche eine weite Wüste durchqueren, fest entschlossen, alles in Ordnung zu bringen. Wilsons Gesang erinnert mich dabei ein wenig an Lana Del Rey, Furukawas Streicher- und Klavier-Arrangements sind dabei sehr bewegend und der Text ist simpel, aber sehr effektiv. In „Shutdown“ kehrt Wilson mit dem Hauptthema zurück, im Prinzip „In Character“ als Lana, mit grandioser Wirkung: das Thema wird erst einsam und hallend gesummt, bevor Streicher, Klavier und schließlich das ganze Orchester übernehmen. „End Credits“ ist eine Reprise von „Horizons“, diesmal jedoch erleichtert, geradezu erlöst, dabei jedoch nicht weniger melancholisch, wozu auch das Orchester, ganz besonders aber die Thomas Newman-artigen Streicher beitragen.

Fazit:

Mit „Planet of Lana“ hat Takeshi Furukawa einen weiteren wundervollen Score kreiert, eine musikalische Reise durch eine sowohl schöne als auch bedrohliche Welt, welche auch abseits des Spiels ihre volle Wirkung zu entfalten vermag. Die Melodien und deren Arrangements gehen wahrhaftig zu Herzen und Siobhan Wilsons Gesang leistet ebenfalls einen großen Beitrag dafür, dass die Themen und die Gefühle, die sie transportieren, lange im Gedächtnis bleiben. Mit 4/5 Punkten hat sich dieser Score jedenfalls jetzt schon einen Platz auf meiner Favoriten-Liste des Jahres gesichert – und ich bin sicher, dass ich da nicht der Einzige sein werde.

Trackliste mit Längenangabe und Anspieltipps:

  1. Progeny – 1:19
  2. Tailo Village – 3:41
  3. Elo & Lana
  4. Invasion – 5:58
  5. Nightfall – 1:45
  6. Peculiar Encounter – 2:13
  7. Meet Mui – 1:19
  8. Scout Bot – 2:56
  9. Cave Mural – 2:59
  10. Horizons (feat. Siobhan Wilson) – 4:00
  11. Shipwreck – 2:13
  12. Planetarium – 3:52
  13. Entering the Desert – 2:50
  14. Rakuen – 3:01
  15. Desert Chase – 3:59
  16. Mothership – 2:14
  17. Shutdown (feat. Siobhan Wilson) – 4:01
  18. End Credits (feat. Siobhan Wilson) – 4:03

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